Das Pferd als Mediator

Ein Pferdebesitzer, der seinem Pferd etwas vorspielt, ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Wir können uns ganz leicht selbst belügen, aber niemals das Pferd. Verhaltensmuster der Pferde, die man lange versucht hat durch Dominanz und harten Führungsstil zu brechen, sind eigentlich Hinweise auf fehlerhaften Umgang mit dem Tier oder auch mit sich selbst.

Wir wissen im Umgang mit dem Pferd, dass man nicht hinter das Pferd treten soll, angelegte Ohren eine deutliche Warnung sind und auch die Zähne eines Pferdes sehr schmerzhaft sein können. Viel weniger bekannt zeigt ein entspanntes Tier ebenso klassische Verhaltensweisen wie z. B. Abkauen, Gähnen oder entspannte Darmgeräusche jeglicher Art. Diese zeigen Aufmerksamkeit, Geselligkeit und freudige Kontaktaufnahme.

All diese Eigenschaften sind wundervolle Hilfsmittel, die bei der Arbeit mit dem Mediator Pferd während der Aufstellung genutzt werden. Die Geselligkeit dieses Tieres sowie seine Kontaktfreudigkeit lassen es neugierig und aufmerksam an den Geschehnissen in der Gruppe teilhaben. Dies kann auch eine Menschengruppe sein. So reagiert das Pferd während einer systemischen Aufstellung auf seine ganz besondere Art im Umgang mit der „Herde“. Die Reaktionen des Tieres machen deutlich, wo die Spannung verborgen liegt und in welcher Richtung die mögliche Lösung zu finden ist.

Noch bevor wir Menschen das Wort Intuition überhaupt gedacht haben, weiß das Pferd bereits, was stimmt oder nicht. Dieses Feingefühl kommt der Aufstellungsarbeit sehr entgegen. Es ist ein faszinierendes Erlebnis, das Pferd während der Aufstellungsarbeit zu beobachten und wie es auf das diverse Verhalten der anderen Stellvertreter reagiert, bzw. durch bestimmte Handlungen eine ganz klare Richtung für den Ablauf einer Aufstellung vorgibt.